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Beziehungsstark trotz Grenzen aus Scherben

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Wie gesunde Aggression Grenzen sichtbar macht und zu Klarheit, Regulierung und Beziehungssicherheit führen kann

Mit einem lauten, verzweifelten Aufschrei schmiss ich einen Teller und gleich noch ein Glas auf den Küchenboden. Tausend Splitter um mich herum und vor mir ein erschüttertes Gegenüber. Was war passiert? Wie konnte mir, die Menschen mittels Nervensystem und Emotionsregulation in Traumaintegration begleitet, diese Eskaltation passieren?


Wenn übergangene Grenzen lösen den Überlebensmodus aktivieren

Die paar Wochen davor waren eine grosse Herausforderung für mich. Welle um Welle durchschritt ich einen tiefen Prozess. Er verlangte mir alles ab, doch ich konnte mich darin selbst orientieren, führen, mitteilen und versorgen. Bis zu diesem einen Moment.

Von aussen nichts tragische, und doch einmal zu viel. Es war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Während des Prozesses habe ich mich immer klar über meine Grenzen und Bedürfnisse mitgeteilt, erklärt, wiederholt, und trotzdem wurde beides nicht beachtet. An diesem besagten Tag war ich emotional erschöpft und verletzlich und nicht mehr bereit, mich bei einer erneuten Überschreitung freundlich bestimmt und in der Verbindung mitzuteilen. Meine Kräfte waren erschöpft. Stattdessen übernahm mein Körper und mobilisierte mit dem Zerschmettern des Tellers die letzten Überlebenskräfte, um mich gefühlt aus der Gefahrenzone zu holen, um mir Raum und Luft zu geben. Es war ein sieh hin, hör hin, akzeptiere meine Bedürfnisse und auch mein Nein.


Ich erzähle das hier nicht, um die Geschichte der anderen Person breit auszulegen oder sie in ein schlechtes Licht zu rücken. Diese Person hat ihre eigenen Gründe. Es geht hier um Grenzen und Aggression. Und darum, dass der vermeintliche Wutausbruch in Wahrheit eine gesunde Aggression war, die Raum und Klarheit schuf. Ein deutlicher Grenzmarkierungsstein, weil alle anderen Markierungen zuvor ignoriert worden waren.


Gezielter MUT-Ausbruch, statt verbrennender WUT-Ausbruch

Nein ich bin nicht stolz darauf, dass ich einen Teller auf den Boden donnerte. Fühle mich nicht wie eine Heldin, aber auch nicht wie eine Versagerin. Denn mein persönlicher Erfolg liegt darin, dass ich trotz all dem nicht in das Drama abdriftete. Das ich wagte mich in meiner ehrlichen ungeschönten Verzweiflung zu zeigen. Einen MUTausbruch, statt puren WUTausbruch der völlig ziellos und angedauert hätte. Früher wäre ich wirklich laut geworden, hätte mich in einer Diskussion verloren, mich von meinen eigenen Gefühlen überfluten gelassen, und mit Migräne im Bett gelandet. Übrigens alles klassische Trauma Folgensyndrome. Und für alle die nun sagen, ich hätte mich ja vorher zurückziehen können. Nein in diesem Fall brauchte schlicht und einfach Präsenz und Einfordern. Und weil alles vorher nichts fruchtete. Dieses Mal aus einem Ort der ehrlichen Aggression.


Schock im Nervensystem und wie wir ihn regulieren

Was danach geschah: Nachdem mich der ratlose, entsetzte Blick meines Gegenübers traf, zog ich mich zurück, um mir und meinem Gegenüber den Raum zu geben, nicht ins Drama zu gehen. Ich sass im Zimmer auf dem Boden und liess all die körperlichen Reaktionen der Erschütterung durch mich gleiten. Seufzen, Weinen, Schluchzen, Zittern und gleichzeitig orientierte ich mich im Raum für mein Hier und Jetzt. Wie ein Tier, dass nach einem Angriff den Schock verarbeitet.


Währenddessen hatte auch die andere Person Raum, um sich zu orientieren. Auch diese brauchte Zeit. Danach fanden wir gemeinsam einen Weg aufeinander zu zugehen, ohne dass wir beide beschämt waren. Und das ist die neue Antwort. Es ist nicht immer nur toll, manchmal gibt es Momente die heftig sind. Aber darauf eine kohärente Antwort zu finden, ist das Neue. Und ja in diesem Fall waren es Scherben. Scherben die Verbinden.


Gesunde Aggression setzt Grenzen

Kurz darauf hatte ich einen Termin bei meiner Trauma Mentorin, um mit ihr gemeinsam auf das Erlebte zurückzuschauen, es zu integrieren und sicherzugehen, dass ich keinen blinden Fleck habe. Sie begleitet mich seit drei Jahren. Ihre Worte waren: «Janine, das ist gesunde Aggression. Sie ermöglicht gesunde Grenzen. Du hast der Person den Teller nicht an den Kopf geworfen und verletzt, sondern bewusst auf den Boden geworfen.»

Aus verbrennender Wut wurde gesunde Aggression. Viele Jahre wollte ich diese Kraft nicht zeigen oder sie in Liebe auflösen. Doch Liebe allein hilft nicht, wenn andere deine Grenzen immer wieder überschreiten. Da braucht es ein klares Stopp und, wenn das nicht reicht, eine Handlung. Ich habe 48 Jahre gebraucht für diesen Schritt. Die Wut weder gegen mich zu richten, noch gegen die andere Person. Sondern ihr in einer Ausnahmesituation eine Form zu geben.

In 99,9 Prozent der Fälle reicht ein klares Nein, oft sogar nur meine Präsenz. Dieses Mal war es mehr. Mir selbst und meinem Gegenüber Mitgefühl zu schenken ist meine neue Antwort aufs Leben. Gesunde Aggression schafft gesunde Grenzen, und sie ermöglicht erst wirklich sichere Beziehungen.


Grenzen ermöglichen gesunde Beziehungen

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob du wirklich Teller werfen musst, um Grenzen einzufordern. Ganz klar nein, auf keinen Fall! Vor allem wenn du in einem Haushalt gross geworden bist, in dem so etwas normal war, verstehe ich deine Sorge. Du wirst deine eigene Form finden, in solch einem Moment radikal in Liebe für dich einzustehen und dich zu schützen.

Die Alternative wäre, dich immer wieder zu verlieren und dir nie sicher sein zu können, dass dein Gegenüber deine Grenzen respektiert. Das schenkt dir keine Beziehungssicherheit, in der du wirklich vertrauen kannst, gehört und ernst genommen zu werden. Und es gibt dir auch nicht die Sicherheit, dass du in deiner ungeschönten Version geliebt wirst.

Wichtig ist, dass du dich selbst und auch die andere Person nicht verletzt. Auch nicht mit Worten.

Gesunde Aggression = Gesunde Grenzen = sichere Beziehung


Ein Notfall Kit für dich für klare Grenzen. Damit deine Teller im Schrank bleiben.

Am besten speicherst du diesen als Printscreen auf deinem Handy, dann hast du ihn jederzeit bereit.



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Deine Expertin aus der Schweiz für

Somatic Leadership Training,

Somatic Experiencing® Trauma Begleitung, ADHS Coaching.

Trainerin, Mentorin und Speakerin.

Janine Estermann

St. Klararain 1

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